Um die Fussball-WM vor Ort in Katar verfolgen zu können, benötigt man als Besucher zwei verpflichtende Apps, die für die Einreise auf dem Smartphone installiert werden müssen. Beide Applikationen haben dabei Zugriff auf praktisch alle im Handy gespeicherten Daten, weswegen sie aus Sicht der Datenschutzstelle mit erheblichen datenschutzrechtlichen Risiken behaftet sind.
- Ehteraz (Die katarische Corona-App)
Eine dieser Apps ist Ehteraz, die katarische Version unserer Covid-App. Ehteraz hat nicht nur vollen Zugriff auf den Smartphone-Speicher, sie kann auch in Echtzeit die Standorte seiner Nutzer verfolgen und speichert Bluetooth- oder WLAN-Verbindungen in einer zentralen Datenbank. Seit Mai 2020 ist die Verwendung der App verpflichtend für alle, die sich im Land aufhalten.
--> Nach neusten Berichten wird diese App seit dem 1. November 2022 nur noch beim Betreten von gewissen Gebäudekategorien wie bspw. Gesundheitseinrichtungen, jedoch nicht mehr zur Einreise benötigt!
- Hayya (WM-App)
An der offiziellen WM-App führt für Besucher kein Weg vorbei. Mit ihr lässt sich die sogenannte Hayya Card verwalten: Jeder, der zwischen dem 1. November und 23. Januar nach Katar einreisen will, muss eine Hayya-Karte beantragen. Ein Smartphone ist dafür Pflicht. In der App hinterlegt werden Stadiontickets, und sie erlaubt die kostenlose Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Dabei verschafft sich auch die WM-App Zugriff auf den Smartphone-Speicher und verfolgt nach Belieben den Standort des Geräts sowie dessen Netzwerkverbindungen.
Eine Option, diesen weitreichenden Befugnissen ganz oder zum Teil zu widersprechen, gibt es in keiner der beiden Apps. Wer installiert, stimmt zu. Über die effektiven Auswirkungen sind sich auch Experten nicht ganz einig. Der deutsche Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) stellt aber fest, «dass die Datenverarbeitungen beider Apps wahrscheinlich deutlich weiter gehen, als es die Beschreibungen der Datenschutzhinweise und Verarbeitungszwecke in den App-Stores angeben». Deshalb haben mehrere europäische Behörden entschieden, als Vorsichtsmassnahme die beiden Apps auf den Geschäftshandys ihrer Bediensteten zu sperren und zu empfehlen, auch private Geräte nicht nach Katar mitzunehmen.
Dieser Empfehlung schliesst sich die Datenschutzstelle für die gesamte Bevölkerung Liechtensteins an: Lassen Sie Ihre produktiven Smartphones und Tablets mit Emails und weiteren Daten zuhause. Besorgen Sie dafür ein Wegwerf-Smartphone, das ausschliesslich für die beiden Apps genutzt wird und das nach der Ausreise aus Katar gelöscht und entsorgt werden kann.
Trotz dieser Empfehlung wünschen wir allen, welche die Fussball-WM vor Ort verfolgen, ein tolles Fussball-Fest!